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INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2021

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INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2021

AGILITÄT UND

AGILITÄT UND RISIKOBEREITSCHAFT PRÄGEN 100 JAHRE ERFOLGSGESCHICHTE EIN STARKES TEAM Das Unternehmen Balluff feiert 2021 sein 100-jähriges Bestehen. In den 100 Jahren Unternehmens geschichte hat der Sensor- und Automatisierungsspezialist den Sprung von der einfachen Werkstatt aus Baden-Württemberg zum Mittelständler und schließlich zum globalen Unternehmen geschafft. Heute arbeiten rund 3600 Mitarbeiter in 68 Ländern für Balluff. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens beginnt mit einer Reparaturwerkstatt, die Gebhard Balluff 1921 gründet. Daraus geht ein Handwerksbetrieb für Dreh- und Frästeile hervor. Schwiegersohn Eduard Hermle übernimmt 1940 als Geschäftsführer Verantwortung im Unternehmen. Mitte der Fünfzigerjahre entwickelt Balluff ein elektrisches Schaltgerät und schafft damit die Basis für ein eigenes Fabrikationsprogramm. Die Herstellung des Nockenschalters BNS gilt als Einstieg in die Sensorik. Ende der Sechzigerjahre kommen die induktiven Näherungsschalter auf: So erfolgt die Erweiterung von elektromechanischen auf elektronische Produkte. Klaus und Rolf Hermle übernehmen 1978 die Unternehmensleitung und führen das Familienunternehmen bis zum Unfalltod Klaus Hermles (1987) gemeinsam. Das Unternehmen wächst international und ist in nahezu allen wichtigen Industrieländern weltweit mit eigenen Tochtergesellschaften oder Partnerunternehmen vertreten. Auf die induktiven Näherungsschalter folgen die ersten RFID- Systeme in den Achtzigerjahren und magnetostriktive Wegaufnehmer sowie magnetkodierte Wegmesssysteme Anfang der Zweitausender. Die Einführung von IO-Link als erste standardisierte digitale Schnittstelle auf der Sensor-/Aktuator-Ebene markiert 2006 den Einstieg in das Industrial Internet of Things (IIoT). 2010 übernehmen Rolf Hermles Kinder Katrin Stegmaier-Hermle und Florian Hermle mit dem technischen Geschäftsführer Michael Unger die Unternehmensführung. Seit 2017 treibt das Unternehmen Digitalisierungslösungen stärker voran. 2020 folgt Frank Nonnenmann auf Michael Unger. INTERVIEW ERFAHREN SIE MEHR ÜBER DIE ERFOLGSGESCHICHTE VON BALLUFF Welches Erfolgsrezept steckt hinter der Firmenentwicklung von Balluff? FLORIAN HERMLE: In meinen Augen gibt es nicht das eine Erfolgsrezept. Schaut man sich die vergangenen 100 Jahre an, dann hat jede Situation andere Lösungsansätze verlangt. Beweglichkeit und Flexibilität sind sicherlich Erfolgsfaktoren: Balluff war und ist offen für neue Themen, Trends und Technologien. Als mittelständisches Technologieunternehmen sind wir natürlich auch mit einem starken Innovationsgeist ausgestattet und können dadurch immer wieder mit neuen Lösungen – wie unserem Condition Monitoring Sensor – an den Markt gehen. Die industrielle Automatisierung ist ein absolutes Wachstumsfeld. Wichtig dabei ist, immer den Kunden und seine Anforderungen im Blick zu haben. Also technische Neuerungen nicht nur um des Fortschritts willen zu entwickeln, sondern ganz eng mit den Kunden zusammen zu arbeiten. Zudem hat uns unser Gespür für neue Trends und unser fester Platz im IIoT-Ökosystem dort hingebracht, wo wir heute stehen. 40 INDUSTRIELLE AUTOMATION 2021/06 www.industrielle-automation.net

IM DIALOG UNSEREM ANSATZ LIEGT EIN BESTIMMTES MINDSET ZUGRUNDE: WIR VERSTEHEN SCHEITERN ALS WERTVOLLEN LERNPROZESS. Florian Hermle, Geschäftsführer der Balluff GmbH Was sind die größeren Ziele innerhalb der nächsten Jahre bzw. wo sieht sich Balluff in den nächsten 15 Jahren? FLORIAN HERMLE: Die Automatisierungsbranche ist ein sich schnell wandelnder Markt. In 15 Jahren entwickeln sich ganz neue Technologien und so mancher Marktbegleiter kommt und geht. Eins ist auf jeden Fall sicher: Die Sensor- und Automatisierungstechnik ist ein Wachstumsmarkt mit großem Potenzial. Unser Ziel ist es, dieses Wachstum bestmöglich mit passenden Lösungen für unsere Kunden zu bedienen. Dabei sehen wir unsere Stärken in der Datenerzeugung und der Kombination von Hardware und Software. Als Automatisierungsspezialist hat Balluff vielzählige Innovationen auf den Weg gebracht. Was planen Sie in Zukunft, beispielweise im Bereich der Digitalisierung? FLORIAN HERMLE: Als Sensor- und Automatisierungsspezialist verstehen wir uns selbst als Digitalisierer, denn durch unsere Kompetenz können ganze Produktionsabläufe digitalisiert werden. Die von unseren Sensoren erfassten und bereitgestellten Daten bilden dabei die Grundlage. Wir sehen großes Potenzial darin, die Daten für unsere Kunden noch zugänglicher zu machen. Deshalb wollen wir unser Portfolio an Networking-Lösungen weiter ausbauen. Dazu gehört auch die Datenvorverarbeitung. Ein anschauliches Beispiel hierfür sind unsere Wireless-Lösungen. Wir haben in den vergangenen Jahren intensiv an einem IO-Link Wireless Standard gearbeitet und freuen uns sehr darüber, dass wir dieses Jahr mit IO-Link Wireless unser Portfolio für die berührungslose, bidirektionale Datenübertragung um einen wichtigen Baustein erweitern können. Wir wollen mit unseren verschiedenen Wireless-Technologien wie IO-Link Wireless, induktiven Kopplern und anderen Funklösungen die industrielle Kommunikation entfesseln. So können wir erstmalig Daten erheben, die mit kabelgebundenen Lösungen nicht zugänglich waren oder deren Generierung durch die aufwendige Verkabelung nicht wirtschaftlich gewesen wäre. Die Entwicklung wird durch die Einführung von 5G noch weiter angefacht. Ohne die passende Software-Lösung geht heute fast nichts mehr. Wie gehen Sie mit diesem Thema um? FLORIAN HERMLE: Die Software ist ebenfalls ein zentraler Bestandteil guter Automatisierungslösungen. Viele Produkte kommen ohne Software gar nicht mehr aus. Unser Ziel ist es, durch die zu unseren Produkten passende Software einerseits den Aufwand für Installation, Parametrierung und Aktualisierung so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig die Datenverfügbarkeit zu erhöhen. Im April dieses Jahres haben wir beispielsweise unsere erste rein lizenzbasierte Software-Lösung auf den Markt gebracht: das Balluff Engineering Tool. Die Software erleichtert die herstellerunabhängige und zentrale Inbetriebnahme, Parametrierung und Diagnose der IO-Link-Geräte über ein einfach zu bedienendes User-Interface. Denn: Je mehr IO- www.industrielle-automation.net INDUSTRIELLE AUTOMATION 2021/06 41