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Industrielle Automation 6/2017

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Industrielle Automation 6/2017

Für alle offenen

Für alle offenen Prozesse in der Lebensmittelproduktion, beispielsweise wo Zutaten in offenen Förderanlagen transportiert werden, formulierte Nestlé ein umfangreiches Hygiene-Pflichtenheft. Dieses schreibt vor, wie elektrische Kabel zu fixieren sind, macht Vorschriften zur Reinigungsfähigkeit von Oberflächen von Anlagen und Maschinen oder äußert sich zu Vorsichtsmaßnahmen beim Schweißen. „In der Lebensmittelindustrie herrschen bereits hohe Hygienestandards. Wir bei Nestlé sind auf der sicheren Seite und fügen einfach noch zwei Schichten an Anforderungen hinzu“, macht Philippe Demarque, Projektleiter im Product Technology Centre (PTC) Orbe während des Rundgangs durch den Betrieb deutlich. Wo man hinschaut, bündeln sich Rohrleitungen aus Edelstahl für verschiedene Wasserqualitäten oder für Druckluft, die zu den einzelnen Behältern und Maschinen führen. Die leichte Zugänglichkeit der Installationen spielt eine Rolle bei der Instandhaltung der Anlagen und Maschinen im PTC. Das alltägliche Reinigen soll effizient vonstattengehen. Eine sogenannte CIP (Cleaning in Place)-Reinigung geschieht schrittweise: Mit Natronlauge versetzte Reinigungsflüssigkeit löst den Schmutz in den Behältern, anschließend wird diese ausgespült. Es folgt mit Sauerstoff angereichertes Wasser, schließlich heißes Wasser. Mehrmals wird gespült. Demarque schildert die Praxis: „Der Hochdruckreiniger ist unser wichtigstes Werkzeug. Gereinigt werden die Anlagen von oben nach unten; der Fluss aus Wasser und Schaum soll alles mitnehmen.“ Schmutz und Bakterien keine Chance geben Hygienic Design soweit das Auge reicht Schweizer Nahrungsmittelkonzern stellt höchste Anforderungen an hygienegerechte Ausführung von Maschinen und Anlagen Das Nestlé Product Technology Centre (PTC) in Orbe in der Schweiz ist das konzernweite Forschungs- und Entwicklungszentrum für Kaffee, Schokolade- und Malzgetränke. Nestlé fordert bei Neuanschaffungen von Maschinen von seinen Lieferanten modernste Prozesstechnik, hohe Verfügbarkeit und hygienisches Design. Im Hinblick auf effiziente Reinigungsprozesse gewinnt Hygienic Design immer mehr an Bedeutung – auch bei Nestlé. Dazu Philippe Demarque: „Je weniger wir innen gewölbte Oberflächen, tote Winkel, freiliegende Gewindegänge von Schraubköpfen haben, desto weniger führt dies zu Schmutzablagerungen oder Wasserlachen und Bakterienwachstum.“ Die Forderung nach Hygienic Design ist vergleichsweise jung. Noch vor über 20 Jahren bestanden die Metalloberflächen vieler Gehäuse und Schränke aus einer galvanisierten Schutzschicht. Aus Erfahrung mit deren Rostanfälligkeit gingen die Hersteller über zu Oberflächen aus rostfreiem Stahl. Gerade Rittal ist dem Hygienic Design verpflichtet und sieht sich als Systempartner der Nahrungsmittelindustrie. Im Nestlé-PTC sind gleich mehrere Rittal- Manuel Fischer ist Fachjournalist aus Spreitenbach in der Schweiz 18 INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2017

MESSE I SPS IPC DRIVES 2017 chainflex® hält ... Im Nestlé-PTC sind mehrere Schaltschränke, Bediengehäuse und Klemmkästen installiert, elektronische Komponenten werden so vor Staub, Wasser und anderen Fremdeinflüssen geschützt Motorleitung 18 Test Mio. Hübe getestet 4831 Schaltschränke, Bediengehäuse und Klemmkästen installiert. Elektronische Komponenten werden so vor Staub, Wasser und anderen Fremdeinflüssen geschützt. Die Vorteile dieser Hygienic-Design-Produkte gegenüber älteren Gehäusen fallen besonders ins Auge: Eine spaltfreie Rundum-Dichtung aus Silikon in auffälligem Blau ist auf der Innenseite von Türen und Wänden sicher eingelegt. Die Scharniere befinden sich im Innern des Schranks. Dies ermöglicht ein besonders reinigungsgerechtes Design. Zum Schutz von Tastern oder Displays sind große Sichtfelder angebracht. Der Übergang von Sichtfenster zu Rahmen ist spaltfrei. Die Schraubverschlüsse sind ebenfalls in Hygienic Design gestaltet, ebenso die Schaltschrankschlüssel. Und das Augenfälligste ist von Vorteil in einem Lebensmittelbetrieb: Die Kompakt-Schaltschränke haben eine Dachneigung von 30°. Dies lässt Flüssigkeiten schnell abfließen. Zudem sind die Hygienic-Design-Gehäuse mit runden Abstandshaltern aus Metall zur Wand montiert. Somit kann die Rückwand des Gehäuses gereinigt werden. Detaillierter Anforderungskatalog In der Lebensmittelindustrie herrschen bereits hohe Hygienestandards, aber wir fügen noch zwei Schichten an Anforderungen hinzu. Wie jeder andere Lebensmittelbetrieb ersetzt das PTC von Zeit zu Zeit ältere Anlagen und Maschinen – Extruder, Mühlen, Steuerungen usw. – durch neue. Das Nestlé- PTC formuliert gegenüber Projektanbietern einen detaillierten Anforderungskatalog zu Philippe Demarque, Projektleiter im PTC, Nestlé Schaltschränken und elektrischen Anlagen, sowohl was die mechanische als auch was die elektrotechnische Ausführung betrifft. Auch das Thema Sicherheit und hy gienisches Engineering kommt darin nicht zu kurz (SPS-Notstromversorgung, Erdungsschellen, Insektendichtigkeit usw.). Gegenüber Lieferanten tritt der PTC-Projektleiter als anspruchsvoller Kunde auf und sein Urteil kann hart sein: „Kleine Pannen können mit jeder Maschine vorkommen. Aber was wir nicht mit wenigen Handgriffen beheben können, ist für uns Schrottware. Wir lassen das sofort demontieren.“ Es mag unter diesen Voraussetzungen erstaunlich klingen, dass die Partnerschaft von Nestlé zu Rittal schon lange währt. „Wir kennen die Bedürfnisse des Kunden genau und gute Beratung ist ein wichtiger Teil unserer Aufgabe. Wir investieren viel, um die bestmögliche Lösung zu offerieren“, sagt Julien Gaillard, der Niederlassungsleiter von Rittal in der französischsprachigen Schweiz. Im PTC Orbe werden nicht nur Produktneuheiten entwickelt, sondern es kommen auch neueste Technologien der Steuerung und Überwachung von Prozessen zum Einsatz. Zwar entscheiden die Nestlé-Ländergesellschaften und deren Fabriken bei ihren Investitionen autonom. Dennoch gelten das PTC-Hygiene- Pflichtenheft und der PTC-Katalog zu technischen Spezifikationen bei Neuanschaffungen als Leitfaden innerhalb des Nestlé-Konzerns. „Ich will nicht sagen, dass der Preis keine Rolle spielt, aber wir haben einen anderen Fokus. Wir wollen einfach die besten und neuesten Produkte beschaffen, die auf dem Markt erhältlich sind“, so Demarque. Der Anspruch ist eindeutig: Das PTC will innerhalb von Nestlé weiterhin den technischen Standard vorgeben und mit Innovationen überraschen. www.rittal.de Busleitung 59 Test Garantie Monate Garantie Mio. Hübe getestet 4866 Energieführen leichtgemacht mit der Nr.1 fürbewegteLeitungen: ● größteAuswahl,bis 7Preisklassen ● ab Lager,ab1m, ohne Schnittkosten ● größtes Testlabor derBranche ● konfektioniertoderals e-kettensystem ® ● online Lebensdauerberechnen www.igus.de/chainflextest plasticsfor longer life ® ... ab 24h Kostenlose Muster: 02203-9649-800 Besuchen Sie uns: SPS IPC Drives, Nürnberg – Halle 4 Stand 310 D-1178-CF Motor+Bus 60x270.indd 1 15.08.17 14:48 Igus.indd 1 INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2017 24.10.2017 19 15:05:52