Aufrufe
vor 6 Jahren

Industrielle Automation 5/2017

  • Text
  • Industrielle
  • Automation
Industrielle Automation 5/2017

VON DER MECHANIK ZUR

VON DER MECHANIK ZUR DIGITALISIERUNG SUMMER OF ENGINEERING ZU GAST BEI E-T-A SUMMERof 2017 ENGINEERING Was haben ein Gartenhäcksler und eine Luxusyacht gemeinsam? Beide sind mit Schutzschaltern ausgestattet, die für einen zuverlässigen und sicheren Betrieb sorgen, indem sie Überlast und Kurzschlussströme sicher abschalten und so Menschen und Maschinen schützen. Wo diese Schutzschalter produziert werden und was diese technisch vermeintlich einfache Komponente mit Industrie 4.0 zu tun hat, erfahren wir bei einem Besuch der Firma E-T-A. Autorin: Dipl.-Ing. (FH) Eva Linder, Chefredak teurin VERFAHRENSTECHNIK und wlbUMWELTTECHNIK SUMMER OF ENGINEERING Altdorf bei Nürnberg heißt das Ziel, das wir auf der Fahrt zu unserer SUMMER of ENGINEERING-Reportage ins Navigationssystem eingeben. Dort ist die Firma E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH zuhause – und das seit bald 70 Jahren. Das unabhängige Familienunternehmen ist Marktführer auf dem Gebiet von Überstromschutz und Stromverteilung und bezeichnet sich selbst als Erfinder des elektronischen Überstromschutzes. Industrie 4.0 wird bei E-T-A als logische Weiterentwicklung des Produktportfolios und des Ansatzes „Wir schützen Leben und Werte“ gesehen. VIELFÄLTIGE ANTWORTEN … Im Prüflabor bekommen wir zu sehen, wie aufwändig die Schutzschalter im Einsatz getestet werden. „Früher war ein thermisches Gerät ausreichend, um einen Fehler zu detektieren. Die heutige Technik ist wesentlich komplexer. Deshalb sind auch unsere Antworten darauf deutlich vielfältiger“, so E-T-A Geschäftsfeld- 01 Was hat ein Schutzschalter mit Predictive Maintenance zu tun? Erich Fischer, E-T-A, demonstriert das System ControlPlex manager Thomas Schmid. Er ist Profi in Sachen Überstromschutz und kommt richtig ins Schwärmen, wenn es um seine Produkte geht: „Wir haben das weltweit größte Portfolio im elektromechanischen, aber auch ein umfassendes Angebot im elektronischen Bereich.“ Der elektronische Überstromschutz bei E-T-A umfasst alle DC 24 V- Anwendungen in der Automatisierung und darüber hinaus. Dadurch, dass den Kunden elektronische Lösungen angeboten werden, können jetzt auch Programmierung, Monitoring, Diagnose, Analytik und Predictive Maintenance zur Verfügung gestellt werden. Stolz ergänzt Europa-Vertriebsleiter Klaus Balzer: „Das ist dann schon eine handfeste Industrie-4.0-Lösung“. … AUCH AUF INDUSTRIE 4.0 Industrie 4.0 ist bei E-T-A längst angekommen. Bei einem Rundgang durch die Fertigung können wir uns davon überzeugen, wie sich das Unternehmen mit dem Thema auseinandersetzt: In der Planung einer neuen vollautomatischen Anlage sind die eigenen Systeme wie beispielsweise ControlPlex ein wichtiger Baustein, um Anlagenzustände zu analysieren, den Energieverbrauch zu dokumentieren, die Produktqualität zu sichern und Instandhaltungsaufgaben zu überwachen. Die Anlage wird dann im Rechner abgebildet sein, um den Fertigungsprozess simulieren zu können. „Bei der Handmontage versuchen wir, vom Papier wegzukommen“, erzählt Werksleiter Matthias Heymer. Jede Information zum Auftrag und zu den nötigen Bearbeitungsschritten wird auf dem Leitbauteil über einen QR-Code gespeichert. Am jeweiligen Arbeitsplatz erkennt der Mensch über ein Lichtleitsystem sofort, welche Teile montiert und eingesetzt werden müssen, und die Maschinen führen die Lötvorgänge selbstständig durch. Das Konzept steht und wird im kommenden Jahr umgesetzt. „Selbst bei der Handmontage zieht 42 SUMMER of ENGINEERING 2017

sich dann Industrie 4.0 durch bis zur Verpackung und Auslieferung an den Kunden“, ergänzt der Werksleiter. Einen weiteren Beweis für gelebte Industrie 4.0 in der E-T-A- Produktion liefert uns Katherine Schellenberger. Die Produktionsingenieurin steht vor der riesigen SMD-Bestückungsanlage zur Fertigung von Leiterplatten, die direkt in die mittlerweile zahlreichen elektronischen Produkte mit einfließen. „Diese Maschine ist ein gutes Beispiel für Industrie 4.0“, erzählt die Produktionsingenieurin. Der komplette Produktionsablauf wird über ein Tracking geprüft. Hierdurch ist es möglich, z. B. bei fehlenden Bauteilen oder anderen Bestückungsfehlern die Ergebnisse direkt an den Fräser zu kommunizieren. Der Fräser reagiert dann entsprechend und bricht die Bearbeitung ab bzw. sortiert das Teil aus. „Wir sind dabei, nach und nach alle neuen Maschinen und Anlagen an das Netzwerk anzuschließen, damit die Kommunikation nahtlos funktioniert“, ergänzt die junge Mitarbeiterin. ZUSÄTZLICHER KUNDENNUTZEN Dass einige Produkte von E-T-A auch schon echte Industrie-4.0- Konzepte sind, beweist das Produkt ControlPlex. Im Entwicklungslabor erklärt Erich Fischer, Leiter Sparte Industry, Energy und Equipment bei E-T-A, was die E-T-A Konzepte zum Thema Industrie 4.0 alles können: ControlPlex ist ein busfähiges Stromverteilungssystem mit intelligenten Sicherungsautomaten, die direkt an die Steuerungstechnik angebunden werden können. „Wir realisieren die Implementierung des Stromverteilungssystems in die Cloud“, erzählt Fischer. In der Kommunikationseinheit sind alle Daten, die sich auf der Feldebene der elektronischen Sicherungsautomaten befinden. Diese werden über WLAN an ein Tablet weitergegeben, darüber werden die Sicherungsautomaten parametriert, Fehlerzustände können aus gelesen werden. „So bekommen wir zusätzliche Informationen, warum der Schutzschalter auslöst: War das ein Kurzschluss oder ein Überlastfall. Und wir wissen, wie der Stromspannungsverlauf des Schutzschalters kurz vor dem Abschalten war“, so der Elektroingenieur. Das hat natürlich Vorteile für den Instandhalter, weil er die Art des Kurzschlusses bewerten und einordnen kann. Der Anlagenbetreiber weiß, wo der Fehler zu finden ist und stellt dem Instandhalter alle Informationen zur Verfügung. Dazu Erich Fischer: „Bei unseren Schutzschaltern geht es auch um Predictive Maintenance: Wir wollen, dass am Ende des Tages die Maschinen laufen und nicht die Instandhalter“. LOGISCHE ENTWICKLUNG Am Ende unseres Rundgangs ist klar: Die Firma E-T-A ist nicht nur Pionier des Überstromschutzes, sondern entwickelt die Produkte ständig weiter, um sie an die Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Das reicht von den einfachen thermischen Geräten über die elektronischen Produkte bis zu den Lösungen für Industrie 4.0. Früher ging es darum, den Fehler zu verstehen, heute ist die Technik wesentlich komplexer, und deshalb sind auch die Antworten darauf deutlich vielfältiger. Durch die Möglichkeiten der elektronischen Lösungen kann den Kunden nun auch Programmierung, Monitoring, Diagnose, Analytik, Predictive Maintenance und damit handfeste Industrie 4.0 zur Verfügung gestellt werden. Diese logische Entwicklung wird bei E-T-A in allen Bereichen gelebt – ob im Labor, in der Produktion oder in der Entwicklung. Foto-Collage: Fotolia, Getty Images, iStockphoto INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/2017 43