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Industrielle Automation 5/2017

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Industrielle Automation 5/2017

STEUERN UND ANTREIBEN I

STEUERN UND ANTREIBEN I INTERVIEW „Den Maschinen vertrauen“ Eine sich selbst organisierende Produktion ist machbar – aber nicht ohne Umdenken Die Produktlebenszyklen werden in vielen Branchen stetig kürzer. Allerdings sind neue Generationen oder Varianten von Produkten immer nur so schnell marktfähig, wie die dafür nötigen Fertigungsanlagen verfügbar sind. Nun kündigt sich ein Paradigmenwechsel an: Die sich selbst organisierende, digitalisierte Fertigung verspricht schnellere Lieferzyklen, weil Rüstzeiten wegfallen und Staus in der Produktion minimiert werden. Nicole Steinicke im Redaktionsgespräch mit Dr. Martin Steyer, Leiter Integrated Solutions, und Botond Draskoczy, Experte für Materialflusssimulation, beim Hightech-Maschinenbauer Manz AG in Reutlingen. Sie geht der Frage auf den Grund, wie die Vision einer sich selbst organisierenden Fertigung zur Realität werden kann. Herr Dr. Steyer, die Vision einer sich selbst organisierenden Produktion: Was verbirgt sich dahinter? Martin Steyer: Mit zwei Anforderungen werden wir immer öfter konfrontiert, und zwar aus ganz unterschiedlichen Branchen: Baut uns eine hochstandardisierte und automatisierte Fertigungslinie, mit der wir auch kleinere Stückzahlen prozesssicher und kosteneffizient produzieren können. Und zweitens: Die laufende Produktion muss hochflexibel sein und sich innerhalb kürzester Zeit umrüsten lassen, um bei der zunehmenden Variantenvielfalt unserer Produkte häufige Modellwechsel innerhalb von Minuten oder gar Sekunden vornehmen zu können. Bis hin zu Losgrößen von Eins, also einer komplett individualisierbaren Massenfertigung oder auf Englisch Mass Customization. Um diese beiden Forderungen erfüllen zu können, muss eine Fertigungslinie natürlich komplett digitalisiert sein. Das ist die Basis. Darauf aufbauend beinhaltet unsere Vision einer sich selbst organisierenden Produktion zwei Ebenen: die der Produktionsverfahren und die der Produktionslogistik. Bei den Produktionsverfahren setzen wir auf „werkzeuglose“ Prozessanlagen, die sich allein software-gesteuert umrüsten lassen. Beispiele dafür sind Laserschneiden oder Laserschweißen. 26 INDUSTRIELLE AUTOMATION 5/2017

INTERVIEW I STEUERN UND ANTREIBEN 01 Dr. Martin Steyer (li.), Leiter Integrated Solutions, und Botond Draskoczy (re.), Experte für Materialflusssimulation beim Hightech- Maschinenbauers Manz. Ihre Vision einer sich selbst organisierenden Fertigung baut auf wichtigen Kerntechnologien des Reutlinger Unternehmens auf: Automation, Inline-Messtechnik, Laserbearbeitung sowie Drucken und Beschichten und Rolle-zu-Rolle-Prozesse. Weiterhin gilt für eine möglichst hohe Materialeffizienz: Additiv geht vor subtraktiv. Bei immer kleineren Stückzahlen einer Serie verschiebt sich der Amortisationspunkt zugunsten der additiven Verfahren, wie zum Beispiel dem von Manz entwickelten Patch Placement. Bei diesem Verfahren kommen unterschiedliche, flexible Materialien von der Rolle, werden per Laser geschnitten und anschließend im Schichtbauprinzip miteinander verbunden. Damit lassen sich Bauteile in einer unendlichen Vielzahl von Geometrien, Farben oder Materialkombinationen realisieren – und das bei einer auf Leichtbau optimierten Stabilität. Botond Draskoczy: Die zweite Ebene einer sich selbst organisierenden Fertigung ist die der Produktionslogistik, also der Art der Verkettung der Prozessanlagen: In einer Welt der Mass Customization wird es keine zentrale Produktionsplanung und -steuerung mehr geben. Es gibt keine feste Zuordnung der einzelnen Fertigungsschritte zu bestimmten Maschinen. Die Produktion ist vielmehr dynamisch und kann ihre Abläufe selbständig und flexibel ändern. Die damit verbundene steigende Komplexität ist aber nur beherrschbar, wenn sich Prozesse gegeneinander austauschen lassen. Die Prozessanlagen müssen deshalb so konfiguriert sein, dass sie sich gegenseitig ersetzen können. Ein Produkt kreist dann so lange durch eine Linie, bis alle Fertigungsschritte abgearbeitet sind und es schließlich auf seinem Carrier ausgeschleust wird. Die für eine solche Fertigung nötigen Technologien sind längst verfügbar. Welches sind die Hürden, um Ihre Vision in die Realität zu holen? Martin Steyer: Wer sich auf ein solches Produktionsmodell einlässt, muss umdenken. Wenn der Weg eines Produkts durch eine Fertigung keinen starren Regeln mehr folgt, kann auch niemand wissen, welchen Weg es nehmen wird. Den Maschinen Your Global Automation Partner Alles im Blick! Die Schaltschrankwächter Einfach installier- und nachrüstbares Condition Monitoring für Schaltschränke und Schutzgehäuse in Ex- und Nicht-Ex-Bereichen Die 12,5-mm-Hutschienengeräte melden nicht korrekt geschlossene Türen ebenso wie Überschreitungen von Temperatur und Innenraumfeuchte an Steuerung/Leitsystem Zwei Modelle: IMX12-CCM mit eigensicherer 2-Leiter-Messumformerspeise-Schnittstelle für den Ex-Bereich, IM12-CCM mit IO-Link und Master/Slave-Funktion für Nicht-Ex-Bereiche SPS IPC Drives Wir sind für Sie da! Halle 7, Stand 250 www.turck.de/ccm