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Industrielle Automation 4/2015

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Industrielle Automation 4/2015

STEUERN UND ANTREIBEN

STEUERN UND ANTREIBEN Stark im Aufwind Aktuelle Trends, Marktentwicklungen und Vorteile tragbarer Bedienterminals Marcel Roske Mit zunehmendem Automatisierungsgrad steigt auch der Bedarf an Schnittstellen für das Bedienen und Beobachten von Maschinen und Anlagen. Eine wesentliche Rolle spielen hierbei mobile Industrieterminals: hohe Grafikleistung, robustes Design, verschiedene Display- und Gerätegrößen sowie flexible Anschlussmöglichkeiten – Eigenschaften, die mobile Bediengeräte heute erfüllen müssen. Automatisierte Prozesse helfen Unternehmen, nicht nur mehr Produkte in kürzerer Zeit herzustellen, sondern auch den Ressourcenverbrauch zu optimieren und gleichzeitig Mitarbeiter vor gefährlichen Situationen zu schützen. Von den Anfängen der ersten automatischen Maschinen vor rund 60 Jahren bis hin zu den modernen, komplexen, vollautomatischen Fertigungs- und Logistiksystemen hat sich die Automatisierungstechnik enorm weiterentwickelt – zuerst im Hinblick auf Funktionalität und Leistung, dann immer mehr auch in Richtung Flexibilität, Standardisierung und Modularität. Parallel steigt mit dem Automatisierungsgrad aber auch der Bedarf an ergonomi­ schen Schnittstellen für das Überwachen, Bedienen und Warten von Maschinen und Anlagen. Daher müssen auch die Bediengeräte nicht nur leistungsfähiger, sondern zugleich intuitiver und ergonomischer werden. Eine Schlüsselrolle übernehmen dabei die Geräte für mobiles Bedienen und Beobachten. Sie kommen vor allem in drei typischen Szenarien zum Einsatz: bei der Inbetriebnahme und beim Einrichten einer Maschine, bei der Fehlersuche und beim Beheben von Fehlern sowie beim sicheren Bedienen und Beobachten direkt an Maschinen und Anlagen – Situationen, in denen Mensch und Maschine besonders eng zusammenarbeiten, aber auch flexibel sein müssen. Flexibler Zugriff auf die Anlagentechnik Je nachdem, in welchem Szenario die mobilen Panels eingesetzt werden sollen, ergeben sich verschiedene Anforderungen an ihre Größe und Funktionalität. Drei wesentliche Kriterien müssen aber praktisch alle Systeme erfüllen: robust genug für den industriellen Einsatz, intuitive Bedienbarkeit und speziell beim maschinennahen Einsatz muss das mobile Panel auch ein sicheres Bedienen der Maschine oder Anlage ermöglichen. Ein Fallbeispiel aus der Intralogistik zeigt, dass mobile Panels in hochautomatisierten Lager und Logistikzentren nahezu unverzichtbar geworden sind. Sie erlauben Wartungs- oder Servicemitarbeitern sich frei in weitläufigen Anlagen bewegen und trotzdem überall auf die Anlagentechnik zugreifen zu können. Eine weitere typische Anwendung ist die Inbetriebnahme oder die Einrichtung von automatisierten Fertigungszellen oder ­linien, z. B. in der Elektronik- oder Automobilfertigung. Gerade in diesen Fällen müssen sich die Mitarbeiter oft in Gefahrenbereichen aufhalten, etwa im Arbeitsbereich von Handling- oder Schweißrobotern. Da­ Marcel Roske ist Marketing Manager Simatic HMI, Siemens AG, Nürnberg 38 INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/2015

STEUERN UND ANTREIBEN Heute lassen sich Anlagen drahtlos über mobile Panels mit Industrial Wireless LAN sicher bedienen, wie das Beispiel eines hochautomatisierten Lagers zeigt her liegt hier ein besonderes Augenmerk auf der einfachen und sicheren Einbindung der mobilen Panels in die Sicherheitsarchitektur der Maschine oder Anlage. Und schließlich sind mobile Bedienterminals die ideale Ergänzung zu mobilen Anlagenkomponenten wie fahrerlosen Transportsystemen, wo sie die Fehlersuche und -behebung erleichtern. Bessere Grafikleistung und gute Bedienbarkeit Siemens als Hersteller von Systemen für das industrielle Bedienen und Beobachten bietet seit 2003 die Geräteserie „Mobile Panels“ an. Zunächst waren die Geräte ausschließlich als kabelgebundene Bediengeräte für Profibus und Profinet konzipiert, ab 2008 ergänzten auch drahtlose ‚Mobile Panels‘ die Produktfamilie des Bereichs Simatic HMI. Damals waren diese Geräte der Anlass, über die Zukunft kabelgebundener Panels zu diskutieren. Doch auch heute, rund sieben Jahre später, gehören nach wie vor Geräte mit Kabelverbindung bei der Automatisierungstechnik zum festen Programm vieler Hersteller. Daneben zeichnet sich ein Trend zu Panels mit größerer Displayfläche und verbesserter Grafikleistung ab, um auch komplexere Grafiken übersichtlich darstellen zu können. So sind mittlerweile Geräte mit Widescreen-Display und hochauflösenden Bildschirmen verfügbar, die den stationären Bediensystemen im Bereich Darstellungsqualität in nichts nachstehen. Parallel dazu gibt es nach wie vor einen erheblichen Anteil an Anwendungen, in denen eher die Handlichkeit des Geräts im Vordergrund steht. Beides zusammen führt dazu, dass die Variantenvielfalt bei mobilen Bediensystemen zunimmt. Industrie-Panel oder App? Dennoch stellt sich am Ende die Frage, ob spezielle Industrie-Panels für mobile Anwendungen überhaupt noch zeitgerecht sind – und in der Tat gibt es mittlerweile spezielle Apps, die das Bedienen und Beobachten von Maschinen und Anlagen über „normale“ mobile Geräte, wie Tablets oder Smartphones aus dem Konsumentenmarkt, ermöglichen. Das Unternehmen hat mit der Reihe der Simatic Apps ebenfalls solche Anwendungen entwickelt. Die App Simatic WinCC Sm@rtClient ermöglicht u. a. in Kombination mit der Option Simatic WinCC Sm@rtServer das mobile Fernbedienen und -beobachten von Simatic HMI Comfort Panels über Industrial Ethernet/ Wachsende Absatzzahlen für mobile HMI-Lösungen Die zunehmende Bedeutung mobiler Bediensysteme spiegelt sich in den aktuellen Marktzahlen wider. In der Studie zum Weltmarkt für Bedienterminals vom Mai 2014 prognostiziert das IHS-Institut, dass das Wachstum in diesem Segment primär von Systemen mit grafischer Benutzeroberfläche und mobilen Terminals getrieben werde. Die Zahl der verkauften mobilen Terminals steige demnach bis 2018 um rund 13 % pro Jahr. Gleichzeitig böten die Geräte, dank wachsender Stückzahlen, auch ein immer besseres Preis-/Leistungsverhältnis. Quelle: IHS Technology – Operator Terminals Report – Mai 2014 WLAN. Laut Alexander Müller, Produktmanager für die Simatic Panels bei Siemens, sind Apps aber lediglich eine Ergänzung zu den Panels: „Es gibt zwei zentrale Aspekte, die die Panels auszeichnen. Das ist zum einen das robuste industrietaugliche Design der Hardware. Smartphones oder Tablets sind üblicherweise nicht für einen Einsatz in industriellen Umgebungen konzipiert. Das Gleiche gilt für die Kommunikation, in der Industriestandards wie Profinet nur von industrietauglichen Geräten unterstützt werden. Ein weiterer Aspekt betrifft alle Anwendungen, in denen das mobile Gerät für die sicherheitsgerichtete Bedienung genutzt wird. Das können Apps und Konsumentensysteme nicht leisten.“ Mobile Panels wie die Simatic HMI Mobile Panels 2nd Generation erfüllen die Anforderungen für sichere Anwendungen nach SIL 3 bzw. PL e (www.siemens.de/mobile-panels). Sie können aufgrund der Schutzart IP 65 auch in staubigen oder feuchten Umgebungen eingesetzt werden und überstehen Stürze aus 1,2 m Höhe – Merkmale, die gerade im industriellen Umfeld unverzichtbar sind. Nach den 7- und 9-Zoll-Versionen der zweiten Panel-Generation arbeiten die Entwickler an weiteren Versionen, damit der Anwender für jede Aufgabenstellung das passende mobile Bediengerät nutzen kann. www.siemens.de INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/2015 39