5FRAGEN AN...… Helmut Artmeier,Gründungs-Geschäftsführer derEFCO Electronics, DeggendorfIndustrie-PCs kommen in verschiedenstenApplikationen zum Einsatz und stelleneine leistungsstarke und zuverlässigeComputerplattform für die industrielleAutomatisierung bereit. Auf einemIndustrie-PC eine Soft-SPS zu installieren,ist grundsätzlich kein Hexenwerk. Geht esjedoch um die Integration von Drahtlos-Lösungen, sieht die Welt anders aus. WieBildverarbeiter ohne SPS die Automationsteuern können, weiß Helmut Artmeier.01 WAS ZEICHNET MODERNE PLATTFORMLÖSUNGEN FÜR INDUSTRIE-PC AUS?Generell sehen wir einen anhaltenden Kosten- und Zeitdruck.Die Anwender setzen daher verstärkt auf flexible, skalierbareLösungs-Baukästen, mit denen sich unterschiedlicheAnforderungen abdecken lassen: Eine USB-Kamera benötigtviel CPU-Rechenleistung; der Einsatz von KI hingegenerfordert skalierbare KI-Beschleuniger, denn für das Trainingeines Modells braucht es wesentlich mehr Leistung als fürden späteren Betrieb. Bei dieser hohen Varianz den richtigenIPC-Hersteller zu finden, ist eine echte Herausforderung,denn die wenigsten davon sind für mittlere Stückzahlenoptimal aufgestellt. Dazu kommt: Das clevere Auslegeneines Systems, das aus der bekannten Plattform herausschnell und kostengünstig neue oder veränderte Anforderungenabdecken kann, ist heute echter Teamsport. DenUnterschied macht also auch die Nähe zu Service undSupport sowie die dort vorhandene technische Kompetenz.02 WORIN LIEGEN DIE HERAUS FORDERUNGEN AUF EINEM INDUSTRIE-PCEINE SOFT-SPS ZU INSTALLIEREN?Eine wesentliche Idee der Soft-SPS ist es ja, sich die Aufwändefür das Beherrschen, Pflegen, Installieren und Verkabeln vonzwei unterschiedlichen Hardware-Plattformen zu ersparen.Kosten dämpfender Nebeneffekt: Mittels einer Soft-SPSlassen sich Funktionen in der Steuerung erheblich einfacherkonsolidieren. Die Herausforderungen bestehen eher darin,dass zum einen genügend Bestands-Software vorhanden ist,und zudem die beiden Welten von SPS und PC unterschiedlichfunktionieren. Der Umstieg auf eine Soft-SPS fällt klassischenProgrammierern sicherlich leichter, wenn – wie etwa beiCodesys – die Entwicklungsumgebung und die Programmstrukturihrer Denkweise Rechnung tragen. Trotzdem sehenwir in der Praxis immer noch häufig, dass Bildverarbeitungund KI-Funktionen auf einem leistungsfähigen IPC realisiertwerden; die Ablaufsteuerung übernimmt aber weiterhin eineklassische SPS, weil die Software dafür „praktisch fertig“ ist.30 INDUSTRIELLE AUTOMATION 2025/02 www.industrielle-automation.net
03 WIE LASSEN SICH FUNKSTRECKENALSO KOMFORTABEL INSTALLIEREN?Wir sehen, dass oft mit großem Aufwand versucht wird,Geräte aus der Consumer-Welt für Aufgaben einzusetzen, fürdie sie nie entwickelt wurden. Der erste Schritt ist also, dasAngebot professioneller Anbieter für industrielle Netzwerktechnikanzuschauen. Denn dort findet man unterschiedlichstausgestattete Router und andere Geräte, die beispielsweisedirekt über eine Modbus-Schnittstelle verfügen.Häufig kann man dann auch noch wählen, ob diese klassischauf der Basis serieller Schnittstellen wie EIA-232 oder RS-485beruht, oder IP-basiert realisiert ist, eben als Modbus TCP,wie er in der IEC 61158 beschrieben ist. Zwei solche Geräteergeben eine prima Modbus-Funkstrecke, die vergleichsweiseeinfach und schnell installiert ist. Da muss sich niemandmehr Gedanken machen, wie er die neue Halle in Stundenund ohne Klimmzüge angebunden bekommt.04 WAS MACHT MODBUS IN DERAUTOMATION HEUTE NOCH ATTRAKTIV?Modbus ist ein offener Standard, weit verbreitet und relativeinfach zu handhaben. Das kommt unterschiedlichstenAnwendern sehr entgegen. Dazu kommt: Um mittelsModbus zu kommunizieren, braucht man nicht notwendigerweiseeine Soft-SPS. Das geht direkt über Python ausder Programmbibliothek für die Bildverarbeitung heraus.So können Bildverarbeiter endlich selbst die eine Weicheoder andere Ausschleusung ansteuern, ohne über eine SPSgehen zu müssen. Und wer weder digitale IOs noch Pythonmag, darf seinen Modbus auf der IPC-Ebene gerne auch perC# ansprechen. Nebenbei bemerkt: In die Modbus-Kommunikationlassen sich auch die digitalen IOs unserer IPCseinbinden – womit sich beispielsweise ein ebenso einfacherwie zuverlässiger Hardware-Handshake über kilometerlangeFunkstrecken umsetzen lässt.05WO SEHEN SIE DIE NÄCHSTEN TRENDS UND ENTWICKLUNGSSCHRITTE?Wir sehen einen deutlichen Trend weg von den verteilten,lüfterlosen Boxen hin zu kleinen und mittleren Rechenzentren.Letztere vor allem in Verbindung mit High-PerformanceSystemen, etwa in der industriellen Bildverarbeitung, beiAssistenzsystemen und in der Inspektion.Bei größeren Systemen wird die Verlustleistung schnellmessbar, daher sehe ich die Koexistenz von ARM- undx86-basierten Systemen. Beide haben ihre Vorteile; ARM istdeutlich energieeffizienter und bietet eine gute Performancefür neue Technologien. So basiert der bekannte KI-ExtenderJetson-Orin beispielsweise auf ARM.Ein weiteres Thema ist oben schon kurz angeklungen: DerKostendruck wird zwangsweise die Konsolidierung vonFunktionen beflügeln. Der zunehmende Fachkräftemangelund die Demographie werden dafür sorgen, dass die Anzahlder Kollegen abnehmen wird, die rein in Funktionsbausteinendenken. Das wird zwangsläufig die Silos aufbrechen und zueiner verstärkten interdisziplinären Zusammenarbeit vonProgrammierern und Automatisierern führen.Diese Entwicklungen werden nicht ohne Auswirkungen aufdie Service-Bereiche bleiben. Denn heutige Hardware istdurch ihre verteilten Funktionen weniger komplex und dahereinfacher wartbar. Komplexe, hochintegrierte Steuerungenerfordern im Feld aber eher Ingenieure für Service undWartung – oder können nur aus der Ferne gewartet werden.Das aber wiederum bedingt eine entsprechend leistungsfähigeund vor allem auch sichere Kommunikationsinfrastruktur.Entsprechend wird der Markt für sinnvolle Ergänzungskomponentendeutlich wachsen.DIE FRAGEN STELLTE DIPL.-ING. NICOLE STEINICKE,CHEFREDAKTEURIN INDUSTRIELLE AUTOMATIONBilder: EFCOwww.efcotec.deKurz erklärtIn der industriellen Bildverarbeitung,bei Assistenzsystemen und in derInspektion geht der Trend weg vonlüfterlosen Industrie-PCs hin zu kleinenund mittleren Rechenzentren. DerenEnergieverbrauch ist nicht unerheblich,leicht messbar und wird daher zunehmendzu einem Bewertungskriterium.www.industrielle-automation.net INDUSTRIELLE AUTOMATION 2025/02 31
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