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Industrielle Automation 2/2019

Industrielle Automation 2/2019

SENSORIK UND MESSTECHNIK

SENSORIK UND MESSTECHNIK I TITEL Joachim Ricker ist Vertriebsspezialist bei der Hans Turck GmbH & Co. KG in Mülheim a. d. Ruhr Sichere Ex-Schutz-Lösungen auf engstem Raum Präzise Sensoren und Interfacetechnik garantieren einen zuverlässigen Maschinenbetrieb In der chemischen Industrie kommen Maschinen überwiegend in explosionsgefährdeten Bereichen zum Einsatz. Dabei ist die Ausstattung mit Ex-Schutz-geeigneter Technik besonders wichtig. Ein Hersteller von Mischern und Mühlen für die Farben- und Lackindustrie verbaut in seinen Schaltschränken jetzt platzsparende Trennschaltverstärker und Temperaturmessverstärker, die Signale des Bedientasters ins Feld senden und eigensicher digitale und analoge Eingangssignale übertragen. Lesen Sie mehr. 10 INDUSTRIELLE AUTOMATION 2/2019

TITEL I SENSORIK UND MESSTECHNIK 01 In den Scharnieren von Einfüllöffnungen sind Magnetfeldsensoren versteckt, die sich für den Einsatz im Schweiß- oder Ex-Bereich eignen 02 Während des Produktionsprozesses rotiert eine Doppelsogzahnscheibe im Behälter auf vorgegebenen Höhen Von der Sonderschraube bis zum Pneumatikzylinder: Die Wilhelm Niemann Maschinenfabrik fertigt eine Vielzahl der Bauteile ihrer Industrie- und Laborgeräte in Eigenregie an – stets getreu dem Motto: „Was drauf steht, muss auch drin sein“. Abnehmer finden sich auf allen Kontinenten, meist sind es Hersteller für Farben, Lacke, Klebstoffe oder Silikone. „Wir folgen der Prämisse: made in Germany, made by Niemann“, sagt Hendrik Werges, Werkstattund Projektleiter Elektrotechnik. Außenstehenden erschließt sich die Vielfalt der Niemann-Maschinenausführungen nicht auf den ersten Blick, zumal am Standort in Melle-Neuenkirchen letztlich nur drei Grundtypen produziert werden. Der Dissolver eignet sich für Mischvorgänge, aber auch für das Dispergieren, wo eine rotierende Zahnscheibe Feststoffe in einer Flüssigkeit aufspaltet, vermahlt und vermischt – das Resultat könnte dann z. B. eine Wandfarbe sein. Ein noch feineres Mahlen von vordispergiertem Gut verspricht die Basket- Mill. Hier zieht der Sog einer Pumpscheibe das Produkt durch einen mit Keramikperlen gefüllten Korb, auf dessen Wirkweise etwa Hersteller von Autolacken zurückgreifen. Maschinen im Maßanzug Mit der Viskosität von Produkten steigen die Geräteanforderungen. „Es gibt hochviskose Produkte, bei denen die Dissolver-Scheibe nur ein Loch in die Masse fahren würde“, erklärt Verfahrenstechniker Michael Diddens. Um den Behälterinhalt also zeitgleich zu bewegen, verfügt Niemanns dritte Maschinenbaureihe, der Kreis-Dissolver „Butterfly“, zusätzlich über ein zentrisch positioniertes Butterfly-Werkzeug mit außen angebrachten Abstreifern. Langsam kreisend sorgt dieses z. B. in der Produktion von Dichtstoffen für die Durchmischung der Masse und führt sie dem Dispergierbereich der exzentrischen Dissolver-Zahnscheibe zu. Kunden entscheiden sich, je nach Produktanforderung, für einen dieser Grundtypen, stellen in der Praxis jedoch weitaus mehr Forderungen an die Beschaffenheit der Maschinen. Das technische Büro des Familienunternehmens muss seine Projekt- Zeichnungen gemäß den Vor-Ort-Gegebenheiten der Auftraggeber anfertigen, ob nun ein 5 000-Liter-Behälter bei geringer Raumhöhe gewünscht ist oder der Kühlkreislauf der Mischbehälter durch eine Heizfunktion ergänzt werden soll, um ein spezielles Produkt herzustellen. Außerdem liefert Niemann seine Dissolver in Standausführung oder in Aufbau-Ausführung zum Einbau in Stahlbühnen oder Geschossdecken. Touchpanels erfordern SPS-Unterstützung Eines ist dabei fast allen Maschinen gemein, nämlich die Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen. Dies gilt es außerhalb von Zone 1 im Schaltschrank zu berücksichtigen. Generell verfolgt Niemann an dieser Stelle zwei Systeme, die sich zunächst einmal danach richten, ob eine komplexe Steuerung benötigt wird. Touchpanels an den Maschinen erfordern ohnehin eine SPS-Unterstützung, genauso kommt diese in zirka 90 Prozent der Fälle für den Betrieb des Dissolver-Butterfly in Frage. Von der SPS im Schaltschrank hin zu einem Bedienelement können dann etwa sicher gekapselte Profinet- oder Profibus- Kabel führen. Auf die Expertise von SPS- Programmierern können manche Firmen jedoch nicht zurückgreifen, andernorts ist Bus-Technologie womöglich erst gar nicht notwendig. Ohne SPS-Technik sieht die Turcks Sensoren haben in dieser Bauform einfach den Vorteil, beim Schaltabstand meistens ein bis zwei Millimeter größer zu sein als Mitbewerber Hendrik Werges, Wilhelm Niemann Maschinenfabrik zweite Variante eine Hartverdrahtung vor. Signale des Bedientasters werden hier über IMX12-Trennschaltverstärker von Turck ins Feld geschickt. Geräte aus der IMX12-Interfaceserie sind zusätzlich im Einsatz, wenn Anwender bestimmte digitale oder analoge Werte aus dem Ex-Bereich herausführen wollen. Die Daten von Näherungssensoren oder Temperaturwerte werden so eigensicher zum Schaltschrank geführt. Voraussetzung für die Anschaffung der neuen Trennschaltverstärker waren im Vorfeld eine schmale Bauform und eine Stromversorgungsschiene. IMX12-Geräte setzten sich hier aufgrund ihrer geringen Breite von 12,5 mm als auch wegen der Spannungsversorgung über eine Power-Bridge durch. Die einzelnen Gehäuse werden im Schaltschrank so über die Hutschiene versorgt. Dies hat den Vorteil, dass sich Schaltschrankbauer aufwändiges Überbrücken sparen. Außerdem entfällt beim IMX12 ein separates Strom-Einspeisegerät, weil für die gekoppelte Reihe ein einziger Stecker ausreicht. INDUSTRIELLE AUTOMATION 2/2019 11