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DIGITAL SCOUT SPS 2023

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DIGITAL SCOUT SPS 2023

MTP die unabhängig vom

MTP die unabhängig vom Leitsystem arbeiten, ist der modulare Ansatz nicht denkbar. Und hier kommt MTP (Module Type Package) ins Spiel. MTP beschreibt eine Standard- Schnittstelle von Prozessmodulen bzw. Package Units zur effizienten Integration in Automatisierungssysteme. Inzwischen sind Elemente wie Mensch-Maschinen-Schnittstelle (HMI), Prozessüberwachung und -steuerung sowie erste Konzepte zur Alarmierung in modularen Anlagen in der Richtlinie VDI/VDE/NAMUR 2658 spezifiziert. Weitere Aspekte der MTP-Technologie, wie Wartung & Diagnose, Safety & Security, werden zukünftig in gemeinsamen Arbeitsgruppen von NAMUR, ZVEI und PNO/PI spezifiziert und der internationalen Standardisierung in der IEC zugeführt. So wie die Apparate über Rohrleitungen angeschlossen sind, werden die MTPs jeder einzelnen PEAs (Process Equipment Assembly) in ein POL (Process Orchestration Layer) orchestriert. Dabei spielt die Art der Steuerung keine Rolle mehr, solange sie mit MTPs umgehen kann. „Das Engineering und die Konfiguration sind nicht nur sehr einfach, sondern es wird gleichzeitig eine Datenarchivierung und Rezepturfahrweise mitgeliefert“, so die Erfahrung von Christ. FLEXIBILITÄT IN ALLEN DIMENSIONEN Inzwischen sind bei Merck über 100 Module, etwa für die Synthese und Formulierung, für die Aufreinigung oder die Analyse, über MTP angebunden, darunter Kryostate, Rührtanks, Bild: Desizned/Shutterstock Reaktoren, Waagen und Dosierpumpen. Die mit MTP ausgestatteten Module stehen im Laborgebäude bereit und werden von den Anwendern aktiv genutzt. Interessanter Nebeneffekt: Auch die Arbeitsweise eines Laboranten bei Merck hat sich verändert. Bei der Entwicklung werden bereits Module und Unit Operations verwendet, die dann unter Umständen genau so in der Produktion eingesetzt werden können. Dies gilt auch für Rezepte, die in der Prozessentwicklung erstellt werden. Dies vereinfacht das Upscaling von der Entwicklung in die Produktion erheblich. SCHNELLER ZUM OPTIMALEN PROZESS Das Handling mit den MTPs erleichtert und beschleunigt die Arbeit dank der kompatiblen Schnittstellen. „Selbst Anpassungen im Entwicklungsprozess sind viel schneller und leichter möglich als früher“, erklärt Christ, der ein paar Zahlen nennt. Für bekannte Prozesse dauert das modulare Setup in der Regel nur einen Tag. Prozessoptimierungen, zum Beispiel um die Ausbeute zu optimieren, benötigen noch mal etwa fünf Tage. Dies ist ein Bruchteil der Zeit, die bisher für eine herkömmliche Produktentwicklung nötig war. „Sollte sich ein solches Produkt wirklich als Blockbuster erweisen, ist ein einfaches Upscaling (numbering up) möglich“, ist Christ überzeugt. Fortsetzung auf Seite 8 Wandel gestalten. Gestern. Heute. Morgen. Seit 60 Jahren setzen wir Sensor People technologische Maßstäbe in der industriellen Automation. So machen wir unsere Kunden in einer sich ständig wandelnden Industrie dauerhaft erfolgreich. Von Beginn an waren wir Vorreiter und arbeiten an der Standardisierung der Industriekommunikation. Wir bieten Sensoren, die Daten, zum Beispiel durch IO-Link oder über OPC UA, an die Steuerung liefern oder der Cloud und Edge-Devices zur Verfügung stellen. www.leuze.de PI-Magazin 2/2023 7

Industrie-, Signalund Systemleuchten Clevere Ideen für innovative Applikationen Signalleuchten mit Serie SL-x-TRIO IOLINK Made in Germany Fortsetzung von Seite 7 Auch aus Qualitätssicht hat sich die modulare Produktion bewährt. Bisher wurden die Daten von einzelnen Produktionen nicht miteinander verglichen. Nun ist durch MTP eine größere Datendurchgängigkeit und damit eine bessere Analyse möglich. Ein Datenanalyseteam kann auf Basis solcher Daten optimale Anlagenparameter ermitteln. Dies ist vor allem für zukünftige neue Produkte interessant. So lässt sich mit diesen Daten zunächst ein digitaler Zwilling erstellen, womit ein rein digitales Abbild der physischen Anlage möglich ist. Dies reduziert Testläufe und Materialienverbräuche erheblich. Der nächste Schritt ist der Einsatz der MTP-Technologie in der Produktion, auch unter Ex-Bedingungen. So soll die erste modulare automatisiete Produktion mit MTP bei Merck noch in diesem Jahr live gehen. Die GMP-Qualifizierung wird für Anfang 2024 erwartet. Merck ist gedanklich aber bereits einen Schritt weiter: „Wir denken über ein Bluefield-Konzept nach, also ein Gebäude, das alle Medien, Versorgungen und digitale Schnittstellen bereitstellt“, so Christ abschließend. Sabine Mühlenkamp PI ist neuer Host des MTP-Konzepts ANLAGEN GEHEN FLEXIBLER UND SCHNELLER AN DEN START Serie SL-x-TRIO Corner IOLINK Serie SL-x-TRIO-R IOLINK Aus Sicht der Automatisierung ist die schnelle und flexible Einbindung von Prozessmodulen und Package Units in vorhandene Automatisierungsstrukturen der Prozessindustrie immer noch herausfordernd. Das MTP-Konzept, das von der NA- MUR auf den Weg gebracht wurde und nun von PNO/PI gehostet wird, schafft Abhilfe. Dr. Felix Hanisch, Vorsitzender des NAMUR-Vorstands, ist überzeugt, dass das Konzept nun den Weg in die Industrie findet. Dr. Felix Hanisch, NAMUR Serie SL-x-TRIO-RT IOLINK ■ Signalleuchten mit konfigurierbaren Farbwerten und Blink-/Flashmodus ■ Dimmung 0 –100 % ■ Integrierter Summer mit konfigurierbarer Tonhöhe und Puls-/Pausenzeiten ■ Eigendiagnose Signal-LEDs, Summer, Temperatur, Betriebsstunden mit Fehlereventausgabe SCHREMPP electronic GmbH Wiesenstraße 5 | 65843 Sulzbach T +49 6196 802399-0 www.schrempp-electronic.de 8 PI-Magazin 2/2023 Technische Modifikationen und Änderungen möglich. Herr Dr. Hanisch, wie fühlt es sich an, dass MTP nun aus der NAMUR entlassen und in die Hände der PNO/PI gelegt wurde? Die NAMUR ist stark darin, neue Konzepte zu entwickeln und technische Anwenderbedarfe zu bündeln und zu formulieren, wie in unseren NAMUR-Empfehlungen dokumentiert. Wir sind weniger stark darin und haben auch schlicht nicht die Ressourcen, ein komplexes technisches Konzept über den Lebenszyklus operativ zu pflegen. Diesen Status hat MTP jetzt erreicht. Dafür haben wir eine Host-Organisation gesucht und mit der PNO/PI einen tollen Partner gefunden. Welche Bedeutung hat MTP für die Prozessindustrie? Ich glaube, dass MTP sich in ein paar Jahren wirklich als „game changer“ herausstellen wird. Es erlaubt, komplexe Funktionalitäten zu kapseln. So kann ich Prozesswissen in einem MTP abbilden, was beim Thema Demografie hilft. Automatisierungslösungen werden hardware-unabhängig und Anlagen deutlich flexibler, günstiger und schneller fertig. Wie ist die Resonanz aus der Chemiebranche? Im Juni haben wir mit der Kommission für Anlagensicherheit des Bundesumweltministeriums die Firma Merck in Darmstadt besucht. Dort konnten wir besichtigen, wie neue Produktionskonzepte – bereits mit MTP automatisiert! – im Abzug entwickelt, im Technikum aus einer Modulbibliothek zusammengestellt und dann in den Produktionsbetrieb nebenan transferiert wurden. Meines Erachtens ist Merck hier Vorreiter, aber andere werden folgen. Das wird jetzt zügig zu weiteren Adaptionen in unserer Branche führen.