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Industrielle Automation 6/2015

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Industrielle Automation 6/2015

Schnell auf neue Märkte

Schnell auf neue Märkte Produktzertifizierung im Schaltanlagenbau beginnt schon in der Designphase Dirk Müller Damit ein Schaltschrank in Verkehr gehen kann, muss er eine ganze Reihe von Richtlinien erfüllen. Systemintegratoren sind darum zwingend auf die Zertifizierbarkeit ihrer Hardwareplattform angewiesen. Da es bisher keine global verbindliche Norm gibt, sollten Hersteller und Systemintegratoren die Sicherheitsvorschriften ihres Zielmarktes kennen – und außerdem den genauen Einsatzbereich des Produkts. Der internationale Marktzugang ist in der industriellen Automatisierungstechnik von besonderer Bedeutung. Konzipiert etwa ein deutscher Hersteller eine Steuerung mit einer Leiterplatte für den nordamerikanischen Markt, um dann die Produktion an einen chinesischen Leiterplattenhersteller zu geben, und lässt er erst dann die unabdingbare Prüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit durchführen, ist es sehr gut möglich, dass er das Layout seiner fertig Dirk Müller ist Manager Principle Engineers bei UL International Germany GmbH, Neu-Isenburg produzierten Platten wieder ändern muss. Der Grund: Hinsichtlich der geforderten Luft- und Kriechstrecken auf den Leiterplatten unterscheiden sich US-Normen erheblich von europäischen Bestimmungen. Kein Marktzugang ohne UL Listing In den USA sind Sicherheitsanforderungen für die industrielle Automatisierungstechnik bislang im Produktstandard für industrielle Steuerungen UL508A und NFPA79 niedergelegt, dem Pendant der europäischen IEC/EN 61439 und IEC/EN 60204 Norm. Vergeben wird es von UL, der Zertifizierungsorganisation für Produktsicherheit in den Vereinigten Staaten. UL ist ein gemeinnütziges Unternehmen und federführend bei zahlreichen Normierungsprozessen in Nordamerika: So verweist die Installationsvorschrift NFPA 70 oder auch NEC (National Electric Code) und die NFPA 79, der Electrical Standard for Industrial Machinery, mehrfach auf UL Standards. Insgesamt erscheint das UL Zeichen in jedem Jahr auf mehr als 21 Milliarden Produkten von mehr als 71 000 Herstellern. UL ist mit Testlaboren in 104 Ländern vertreten und eines der führenden Zertifizierungsunternehmen bei der Ausstellung von CB Zertifikaten. Der Vorteil des CB-Verfahrens (Zertifizierungsverfahren der IEC International Electrotechnical Commission ist, dass Hersteller mit nur einer einzigen Prüfung durch UL die nationalen Prüfzeichen von mehr als 50 Ländern erhalten können. Ähnlich einem Reisepass ist mit einem CB Zertifikat der direkte Marktzugang für viele Län- der möglich. Einige Länder haben jedoch zusätzliche nationale Anforderungen, vergleichbar mit einem Visum, die ein Produkt erfüllen muss, bevor es Marktzugang erhält. Beispiel Nordamerika In Nordamerika – für viele Unternehmen aus Elektrotechnik und Anlagenbau ein überaus bedeutender Exportmarkt – gilt z. B. der National Electric Code als Installationsrichtlinie für Hardwareplattformen. Die einzelnen Produkt- und Anwendungsstandards für Hersteller und Systemintegratoren sind detailliert beschrieben. So werden Schaltschränke nach UL508A (Industrial Control Panel) zertifiziert, Energieverteiler mit Einschüben nach UL845 (Motor Control Centers), Energieverteiler nach UL891 (Switchboards) und Installationsverteiler nach UL67 (Panelboards). Die UL Standards beinhalten umfassende technische Details hinsichtlich der elektrischen Produktsicherheit, Entflammbarkeit und mechanischer Gefahrenquellen. Anforderungen an die Zertifizierbarkeit steigen Das Nervensystem dieser Hardwareplattformen bilden speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS). Weitere wichtige Komponenten, die vom Feldbus angesteuert werden, sind Frequenzumrichter, Leistungsschalter, Motorschutzschalter und Überlast - relais. Die UL und IEC/EN-Normen zur Zertifizierung von industrieller Steuerungstechnik werden zum Januar 2016 im neuen 92 INDUSTRIELLE AUTOMATION 6/2015

KOMPONENTEN UND SOFTWARE Standard UL/IEC 61010-2-201 harmonisiert. Das wird den Zeitaufwand bis zur Markt freigabe weiter reduzieren, aber auch die Anforderungen an Bauteilfehlerprüfungen noch einmal deutlich steigern. Nach wie vor gilt: Wer schon bei der Zusammenstellung seiner elektrotechnischen Hardwarekomponenten für Maschinen oder Anlagen sämt liche Sicherheitsbestimmungen bedacht hat, wird dem Systemintegrator alle nötigen Zertifizierungen liefern können, ohne dass ein kostspieliges Redesign nötig wird. Vorausschauend planen im Schaltschrankbau Der steigende Kostendruck im Bereich der industriellen Automatisierungstechnik erfordert effiziente Systemintegrationen. Gleichzeitig stellen Maschinenbediener und Anlagenbetreiber immer höhere Anforderungen an die Schaltsteuerungen. Aus diesem Grund sollten Schaltschrankbauer die Bedarfe der Systemintegratoren in den Zielmärkten schon im Voraus identifizieren. Nur so können nationale Vorgaben wie Netzspannungen, zulässige Gerätedimensionierungen oder auch mehrsprachig verfasste Warnhinweise und Installationsanleitungen in den Produktionsprozess vorverlagert werden. Für Systemintegra toren empfiehlt es sich beispielsweise zusätz liche Prüfungsvorgaben vorab durch die Ver wendung von bereits UL zertifizierten Komponenten in NFPA70-konformer Dimensionierung zu erfüllen. Denn welcher Produktstandard zum Tragen kommt, entscheidet sich individuell anhand des Einsatz bereichs der Systemkonfiguration. UL bietet mit dem CB Zertifikat, dem Type Test Certificate, dem UL Classification Mark to IEC und dem UL EU Mark sowie mit vielfältigen Dienstleistungen umfassende Unterstützung für Hersteller und Systemintegratoren. Die Unterstützung bei der Konstruktion kann prinzipiell zu jeder Phase des Entwicklungsprozesses greifen. Je nach Bedarf kann eine Schulung der Konstrukteure sinnvoll sein oder auch eine Vorunter suchung ähnlicher, bereits bestehender Baureihen, bevor ein Unternehmen an die Konstruktion einer Serie geht. Wird der Zertifizierer schon ab der Designphase eingebunden, lassen sich spätere kostspielige Hardwareanpassungen ausschließen und hohe Konventionalstrafen vermeiden. Zusammenfassung Ob es um Muster, Bauteile oder Prototypen geht, um Schaltpläne, Schemazeichnungen oder Stücklisten – je früher das Zertifizierungsunternehmen involviert wird, desto reibungsloser verläuft der Untersuchungsprozess und desto sicherer bleiben Schaltschrankhersteller und Systemintegratoren von unangenehmen und kostspieligen Überraschungen verschont. Um zu gewährleisten, dass ein Produkt mit den UL- An forderungen übereinstimmt, besuchen UL-Inspektoren in unregelmäßigen Abständen unangekündigt die Produktionsstätten der Hersteller. Denn eines ist sicher, auf allen wichtigen internationalen Märkten: ohne aktuelle Sicherheitszertifikate kein Marktzugang. www.ul.com Von den Experten für Schwingungsmesstechnik Kompakte ARM-basierte Embedded- Lösung für Akustikund Schwingungsmessungen Autonomes Messmodul mit Cortex-A8 ARM CPU und 2 GB Flash-Speicher USB Host, USB Client, Ethernet microSD Kartenslot Vier 24 Bit IEPE-Eingänge, simultane Erfassung mit 102,4 kS/s pro Kanal 24 Bit D/A-Ausgang, Tacho-Input, Digital-I/O, Counter/Timer Linux 3.12 mit Messtechnikspezifischen Erweiterungen in Form von Loadable Kernel Modules vorinstalliert Datenblätter und Preise unter www.DataTranslation.de 01 Mit dem CB-Zertifikat können Schaltschrankhersteller und Systemintegratoren die Sicherheit ihrer elektrischen Produkte weltweit nachweisen 02 Systemintegratoren sind zwingend auf die Zertifizierbarkeit der elektrotechnischen Hardwareplattform angewiesen Sales@DataTranslation.de T: +49 (0) 7142 9531 - 40