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Industrielle Automation 4/2017

Industrielle Automation 4/2017

STEUERN UND ANTREIBEN I

STEUERN UND ANTREIBEN I INTERVIEW Kollaborierend, flexibel und sicher Ein Roboterhersteller auf Erfolgskurs – im Gespräch mit Helmut Schmid, Universal Robots Moderne Industrieroboter bieten eine Vielzahl an Vorteilen für die Industrie. Sie lassen sich für Anwendungen einsetzen, in denen manuelle repetitive Arbeit automatisiert werden soll, sind flexibel und arbeiten ohne oder nur mit minimaler Schutzvorrichtung direkt neben Bedienpersonal. Ein Unternehmen, das ganz besonders erfolgreich in diesem Segment ist: Universal Robots. Was zeichnet einen Marktführer aus und was macht er besser als andere? Dipl.-Ing. (FH) Nicole Steinicke, Stellv. Chefredakteurin INDUSTRIELLE AUTOMATON Das immer engere Miteinander von „Mensch und Maschine“ dominiert den Alltag. Der Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) kommt daher eine immer größere Bedeutung zu. Laut Universal Robots (UR) ist vor allem Aufklärungsarbeit seitens Herstellern und Integratoren gefragt, um der MRK-Technik in den kommenden Jahren branchenübergreifend zum umfassenden Durchbruch zu verhelfen. Denn obwohl die Technologie der kollaborierenden Roboter (Cobots) immer ausgereifter wird, stehen viele Fertigungsunternehmen – insbesondere aus dem Mittelstand – noch am Anfang, wenn es darum geht, die Vorteile dieser Technologie für sich zu erkennen. Mit dem Verkauf des ersten Roboters hat UR den Cobot bereits 2008 zur Marktreife gebracht. Heute sind mehr als 16 000 Ihrer Produkte weltweit im Einsatz. Wie haben Sie das geschafft? Die Basis unseres heutigen Erfolgs ruht in erster Linie darauf, dass wir als bislang einziger MRK- Anbieter ein bereits lange erprobtes Produkt 30 INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/2017

INTERVIEW I STEUERN UND ANTREIBEN vorweisen können. Gleichzeitig waren wir die ersten am Markt, die sich von vornherein und ausschließlich auf kollaborierende Leichtbauroboter spezialisiert haben. Von diesem First-Mover- Advantage und unserem absoluten Fokus auf unsere Produktfamilie, bestehend aus UR3, UR5 und UR10, profitieren wir noch immer – besonders gegenüber traditionellen Industrieroboterherstellern. Beide Vorteile haben wir bis heute in unsere Marktführerschaft von mehr als 50 % ausgebaut. Gleichzeitig haben wir mit über 16 000 sich weltweit im Einsatz befindenden UR-Robotern den „Proof of Concept“ für die kollaborative Robotertechnologie erbracht. Ein weiterer Erfolgsfaktor liegt in unserer sehr erfolgreichen Aufklärungsarbeit der vergangenen Jahre: Vor allem über Messen und Medien haben wir in den Köpfen unserer Zielgruppen ein Bewusstsein für die Möglichkeiten der Mensch-Roboter-Kollaboration geschaffen. So ist die MRK mittlerweile einer der tonangebenden Wachstumstreiber des gesamten Robotik-Markts. Nach der Markteinführung des UR5 Ende 2008 waren zunächst erst einmal die ohnehin automationsaffinen Branchen Automotive und Elektronik gegenüber kollaborierenden Roboteranwendungen am aufgeschlossensten. Heute sehen wir etwa auch in der Logistik einen neuen Treiber für Automatisierungslösungen mit Leichtbaurobotern. Branchenübergreifend spüren wir besonders bei kleinen und mittelständischen Firmen immer deutlicher, dass das Thema MRK angekommen ist. Der Mittelstand hat erkannt, dass sich der Einstieg in die Automatisierung bereits mit einem geringen Investment und ohne zusätzliches Fachpersonal realisieren lässt und sich oftmals innerhalb eines Jahres amor tisiert. Auf Basis dieser Erkenntnis beginnen immer mehr kleinere Unternehmen, ihre Produktion unter völlig neuen Gesichtspunkten zu betrachten, das Potenzial für die Automatisierung monotoner oder körperlich belastender Abläufe zu erkennen und ihre Wertschöpfung durch den Einsatz kollaborierender Roboter zu optimieren. Im Ergebnis kommen auch immer mehr mittelständische Interessenten mit konkreten Anfragen bezüglich Roboterapplikationen auf uns zu. Natürlich stehen wir hinsichtlich der MRK in kleinen und mittelständischen Betrieben noch weit am Anfang. Doch noch vor zwei Jahren mussten wir an dieser Stelle deutlich mehr Aufklärungsarbeit leisten. Auch andere Hersteller sind mit Cobots auf dem Markt präsent. Wie grenzen Sie sich ab und wo setzen Sie mit Ihren Produkten den Schwerpunkt? Wie positionieren Sie sich im Wettbewerbsumfeld? 01 Die kollaborierenden Leichtbauroboter sind leicht, platzsparend und problemlos für verschiedene Anwendungen einsetzbar Wir begrüßen es sehr, dass zurzeit immer neue Mitspieler auf den Markt kommen. Somit ist Universal Robots nicht länger allein auf weiter Flur, besonders was die Aufklärungsarbeit für die kollaborative Robotik betrifft. So sehen wir alle neuen Markbegleiter in erster Linie als zusätzliche Botschafter für die Mensch-Roboter- Kollaboration. Daher erwarten wir von ihnen auch, dass sie noch mehr Schwung in den Markt bringen und so das Bewusstsein für die Vorteile der Technologie im Mittelstand weiter stärken. In diesem Zusammenhang machen unsere Wachstumszahlen der vergangenen Jahre außerdem eines besonders deutlich: Das Marktpotenzial für die Mensch-Roboter-Kollaboration ist enorm und bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Um uns dennoch von unseren Marktbegleitern abzuheben und nachhaltig erfolgreich zu bleiben, verfolgt Universal Robots zwei strategische Ansätze: Erstens ist es unser Ziel, unsere Marktführerschaft mit dem bestehenden Produktportfolio zu halten und weiter zu konsolidieren. Unsere Kombination aus attraktivem niversal Robots kenne ich schon U seit vielen Jahren und kann mit Überzeugung sagen, dass das Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der kollaborativen Robotik geleistet hat und dies ganz sicher auch in Zukunft fortführen wird. Nicole Steinicke, Stellv. Chefredakteurin Preis, einfacher Programmierung, Flexibilität und der schnellsten Amortisationszeit der Branche macht uns so erfolgreich. Hier spielt auch wieder unser First-Mover-Advantage rein: Unsere Produkte sind solide und lange Zeit erprobt. Das überzeugt die Kunden. Gleichzeitig bauen wir unseren technischen Vorsprung permanent weiter aus und optimieren unsere Produkte hinsichtlich Technologie und Qualität stetig. Als zweiten Ansatz legen wir einen starken Fokus auf unsere „Do it yourself“-Strategie, mit der wir Mehrwerte für die UR-Roboter und rund um unsere Produkte schaffen wollen. Mit Universal Robots+ und der neuen UR Academy haben wir hierfür bereits zwei erfolgreiche Initiativen gestartet, um die Hürden für den Einstieg in die Automatisierung weiter zu senken. Hierfür gilt es in erster Linie, Komplexität und Kosten bei der Implementierung noch weiter zu reduzieren. Wir wollen erreichen, dass Robotertechnologie beziehungsweise alle Technologie rund um MRK nicht nur einfach über Plug & Play implementiert werden kann, sondern auch so intuitiv bedienbar und flexibel einsetzbar ist, dass wirklich jeder damit umgehen kann. Messebesucher interessieren sich heute nicht nur für Produkte; sie kommen gezielt und mit konkreten Anfragen für spezifische Applikationen. Wie begegnen Sie dieser Anforderung und wie richten Sie Ihr zukünftiges Messekonzept aus? Gemeinsam mit unseren Partnern verfolgen wir bei Messen auch weiterhin das Prinzip der maximalen Kundennähe. Am hohen Wissensstand unserer Messebesucher haben wir bereits im vergangenen Jahr festgestellt, dass unsere Roboterarme als Produkte hinreichend bekannt und am Markt schon lange INDUSTRIELLE AUTOMATION 4/2017 31