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INDUSTRIELLE AUTOMATION 1/2021

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INDUSTRIELLE AUTOMATION 1/2021

KOMPONENTEN UND SOFTWARE

KOMPONENTEN UND SOFTWARE Herausforderung Impfstoff-Transport Kältetechnik-Spezialist setzt auf hochbelastbare Leitungen, die einer Eiseskälte trotzen Die Welt freut sich auf den Covid-19-Impfstoff. Die Logistik ist allerdings eine Herausforderung, denn Millionen Impfdosen müssen bei minus 70° Celsius gelagert und transportiert werden. Ein Kältetechnik-Spezialist hat dafür die Lösung: Das Unternehmen baut die komplette Kältetechnik und Stromerzeugung in Schiffscontainer. Voraussetzung: die passenden Verbindungslösungen. Bernd Müller, Freier Journalist aus Bonn im Auftrag von Lapp nente in entlegene Orte verschicken wollen, ist das keine ideale Lösung „Gleich als das Problem bekannt wurde, haben wir uns drangesetzt, um eine mobile autarke Lösung zu finden“, sagt Christoph Wiemer, Leiter Vertrieb Sonderanlagen bei L&R Kältetechnik. Die 150 Mitarbeiter in Sundern im Sauerland bauen Kälteanlagen etwa zur Maschinenkühlung mit Kaltwasser oder Sonderanlagen für besonders tiefe Temperaturen für die Chemie- und Pharmaindustrie. Ein Container bietet Stauraum für 3,5 Millionen Impfdosen Mit stationären Kältelagern kennt sich das Unternehmen aus, die baut es schon seit 25 Jahren. Der Impfstoff erfordert aber eine mobile Lösung. L&R hatte die Idee, einen herkömmlichen Schiffscontainer von 20 oder 40 Fuß Länge mit einer Kältekammer auszustatten. Kälteerzeugung und sogar eine autarke Notstromversorgung mit einem Dieselgenerator oder flüssigem Stickstoff sind mit an Bord – und das alles in doppelter Ausführung, falls es mal zu einem Ausfall kommt. Ein 40 Fuß langer Standardcontainer bietet ein Volumen von 40 m³ für eine Kältekammer mit einer Temperatur von - 80 °C, hinzu kommt ein Vorraum mit - 20 °C, der als Kälteschleuse dient. L&R schätzt, dass in den Lagerraum bis zu 3,5 Millionen Impfdosen passen. Schon bald soll der erste Container fertig sein, je nach Größe und Ausstattung wird er zwischen 150 000 und 300 000 EUR kosten. Ein Preis, der sich schnell bezahlt macht, Im Dezember sind die Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech angelaufen. Getrübt wurden die Hoffnungen durch die Nachricht, dass der Impfstoff bei - 70 °C gelagert werden muss, nur kurz vor der Impfung darf er in einem normalen Kühlschrank aufbewahrt werden. Biontech nutzt zum Transport Kühlboxen, die wie große Thermoskannen funktionieren und den Inhalt einige Tage kühlen. Für die Logistikfirmen, die den Impfstoff containerweise per Flugzeug oder Schiff auf andere Kontidenn normalerweise verwenden Transportunternehmen für so tiefe Temperaturen Dutzende Labortiefkühlschränke, die nicht nur teuer sind, sondern deutlich mehr Strom und Platz brauchen. Die Ankündigung habe große Wellen geschlagen, vor allem in Russland und in Japan, sagt Wiemer. „Unsere Geschäftsführung rechnet damit, dass wir 2021 bis zu 70 Container verkaufen werden. Es gibt bereits jede Menge Anfragen.“ Heiße Kälteerzeuger L&R Kältetechnik verwendet seit 20 Jahren ausschließlich Kabel von Lapp, dem Weltmarktführer für integrierte Lösungen im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie. „Service, Lieferzeit, Preise – alles passt, wir sind sehr zufrieden“, lobt Wiemer. Lapp liefere auch pünktlich auf Baustellen, etwa für Projekte im Bergbau, wo das Erdreich vereist wird, was das Bohren erleichtert, so entfällt auch das Abpumpen des Grundwassers. In den Anlagen herrschen extreme Temperaturen, sowohl große Kälte als auch Hitze. Durch den Verdampfer im Container etwa fließt das Kältemittel mit einer Temperatur von - 90 °C. Ventilatoren sorgen dafür, dass die Wärme abgeführt wird. Damit deren Elektromotoren nicht vereisen, werden die Lager beheizt. Die beiden Kompressoren haben eine Leistung von jeweils 20 kW, hier fließen durch die Ölflex Classic 110 Ströme von 40 A. Und direkt am Dieselgenerator kann 30 INDUSTRIELLE AUTOMATION 01/2021 www.industrielle-automation.net

MY AB JANUAR 2021: 01 Ein Container bietet ein Volumen von 40 m 3 für eine Kältekammer mit einer Temperatur von - 80 °C, plus einem Vorraum mit - 20 °C, der als Kälteschleuse dient die Temperatur auf über 100 °C steigen, plus wohlgemerkt. Im eisigen Lagerraum, wo es an manchen Stellen bis - 100 °C kalt sein kann, sind Ölflex Heat mit PTFE-Mantel verlegt. Damit geht der Kältetechnik-Spezialist kein Risiko ein, denn die Leitung der Serie Ölflex Heat 260 SC eignet sich für extreme Einsatzanforderungen, sie ist robust, chemikalienbeständig und raumsparend für den Einsatz im Maschinen- und Gerätebau bei - 190 bis + 260 °C. Jeder Fehler in der Elektrik könnte Menschenleben kosten Im Container stecken außerdem Leitungen zur Signalübertragung, etwa für den Temperatursensor, der den Frequenzumrichter und damit den Kompressor steuert. Im Schaltschrank kann der Betreiber an einer Kundenschnittstelle ein Datenkabel einstecken. Darüber hinaus gibt es einige Leitungen, die fürs Heizen zuständig sind – was man bei der Eiseskälte gar nicht erwarten würde. Beispiel Leuchten: Die LED-Leuchtbänder brauchen eine Heizung, weil sie sonst kaputtgehen können. Und die Gummidichtung der Tür zwischen Schleuse und Lagerraum würde sofort einfrieren, eine Person drinnen wäre gefangen und schnell in Lebensgefahr. Deshalb gibt es am Türrahmen eine Heizung sowie Türkontakte, die überwachen, wann jemand den Raum betritt. Die Person, die sich im Tieftemperaturteil des Containers aufhält, muss regelmäßig einen Knopf drücken. Bleibt das Signal aus, ist die Person womöglich in Ohnmacht gefallen, dann wird ein Alarm ausgelöst. Jeder Fehler in der Elektrik könnte Menschenleben kosten, deshalb kommen auch hier Kabel von Lapp zum Einsatz. Die Leitungen sind für den Einsatz im Maschinenund Gerätebau bei - 190 bis + 260 °C konzipiert Das Kältemaximum der Anlagen aus Sundern liegt übrigens nicht bei - 80 °C. L&R Kältetechnik baut Kältekammern bis - 110 °C, unter anderem für Therapiezwecke. Die „Kalt-Sauna“ erfreut sich immer größerer Beliebtheit, zur Regeneration des Körpers aber auch zum Stressabbau sowie zur Schmerzlinderung. Zwei bis drei Minuten bei - 110 °C pro Sitzung reichen aus. Bilder: Lapp, Schmuckbild Aldeca Productions – stock.adobe.com www.lappkabel.de DAS KNOW-HOW FÜR IHRE PRODUKTION DER ZUKUNFT ! Aus DER BETRIEBSLEITER wird MY FACTORY mit den entscheidenden Themen und Lösungen für Ihre Production Exellence! Finden Sie alles über neue Technologien und Lösungen für die Produktion im neuen Magazin MY FACTORY*. n SMART PRODUCTION n BETRIEBSTECHNIK n INTRALOGISTIK n WARTUNG-UND INSTANDHALTUNG *Empfänger der Fachzeitschrift DER BETRIEBSLEITER erhalten ab Januar 2021 das neue Magazin MY FACTORY. Freuen Sie sich auf die Produktion der Zukunft! 02 Die Hochtemperaturleitung ist robust, chemikalienbeständig und raumsparend für den Einsatz im Maschinen- und Gerätebau