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Industrielle Automation 1/2016

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Industrielle Automation 1/2016

INDUSTRIELLE

INDUSTRIELLE KOMMUNIKATION I TITEL Usability im Fokus Wie helfen HMIs die zunehmende Komplexität in der Automatisierung zu beherrschen? Marcel Roske, Hans-Peter Metzger Intelligente, vernetzte, dezentrale Fertigungslinien, Big Data und Digitalisierung: Die Art und Weise, wie Prozesse in der Industrie organisiert und gesteuert werden, wird sich in den kommenden Jahren stark verändern. Daraus werden auch neue Anforderungen an die Visualisierung von Abläufen und Anlagen entstehen. Aber wohin werden sich Lösungen für das Bedienen und Beobachten entwickeln? Marcel Roske, Marketing Manager Simatic HMI, Hans-Peter Metzger, Marketing Manager Simatic HMI; beide Siemens AG, Nürnberg 32 INDUSTRIELLE AUTOMATION 1/2016

TITEL I INDUSTRIELLE KOMMUNIKATION Gerade einmal vier Jahre ist es her, da wurde in Fachkreisen noch darüber diskutiert, ob Autos überhaupt eine Anbindung ans Internet brauchen. Zwei Jahre später war der Trend zum „rollenden Smartphone“ schon klar erkennbar. Und heute? Gehört es selbst bei Kleinwägen schon fast zum Standard, dass sich der Auto - fahrer auf Wunsch SMS vorlesen lassen kann, dass das Navigationssystem aktuelle Verkehrsinformationen berücksichtigt, und dass man sich nicht nur über Tankstellen, sondern auch über Hotels, Sehenswürdigkeiten und Restaurants inklusive Bewertungen anderer Besucher informieren kann. Umgekehrt können Autos auch Daten an andere Systeme weitergeben – beim Hersteller, bei Versicherungen; oder um bei einem schweren Unfall die Rettungskräfte automatisch zu alarmieren und so den Insassen vielleicht sogar das Leben zu retten. Das alles bedeutet einerseits mehr Komfort und mehr Sicherheit – aber andererseits fragen sich viele Autofahrer, ob die Daten auch nur in die richtigen Hände geraten. Und die Fülle der Funktionen macht den Umgang mit dem Fahrzeug manchmal etwas komplizierter als notwendig: Wie filtere ich nur die Informationen auf meinem Navigationssystem heraus, die ich gerade brauche? Und warum blinkt auf einmal dieses seltsame Symbol im Display? Ganz zu schweigen davon, dass zu viele Informationen den Fahrer leicht überfordern können – und so vielleicht selbst zur Unfallursache werden. Doch was hat dies mit industriellem Bedienen und Beobachten zu tun? Auch in der Industrie nimmt die Funktionsvielfalt und Komplexität an der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine zu. Durch neue – vor allem digitale – Technologien wird die Maschine intelligenter, flexibler und multifunktionaler. Schon heute liefern Maschinen und Anlagen Daten für eine vorausschauende Instandhaltung, für den Logistikprozess, für eine energieoptimierte Prozesssteuerung oder für Management- 01 Die Gestensteuerung über Multitouch erleichtert auch im industriellen Umfeld den Zugriff auf Informationen Auswertungen. All diese Informationen laufen an den verschiedenen Bediengeräten zusammen: In Form von Grafiken, Anweisungen und Meldungen, die vom Menschen verarbeitet und in Aktionen übersetzt werden müssen. Oft wird dabei überschätzt, wie viele oder besser wie wenige Informationen man im Durchschnitt gleichzeitig verarbeiten kann. So kann es leicht passieren, dass der Anlagenbediener oder die Servicekraft eine Situation nicht richtig einschätzt, unaufmerksam wird oder Fehler macht. Die vielen Informationen sollen eigentlich dazu dienen, Inbetriebnahme, Betrieb und Wartung einfacher, effizienter und sicherer zu machen – und können andererseits auch das genaue Gegenteil bewirken. Wichtig ist daher, dass sich die Gestaltung der Oberflächen von HMI-Systemen an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert. So ergaben zwei Studien des Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, dass die Usability des HMI einen wesentlichen Einfluss auf die Produktivität, die Vermeidung von Bedienfehlern und die Reduktion von Schulungsaufwand hat und dazu beiträgt, die Motivation und Leistungsbereitschaft der Bediener zu steigern. Außerdem erleichtert eine transparente und passgenaue Visualisierung die Überwachung komplexer und teilweise abstrakter Gegebenheiten und bietet eine bessere Unterstützung und Instruktionen insbesondere in Fehler- und Ausnahmesituationen. Das Design entscheidend Ein gutes und nutzerfreundliches Design von Bedienoberflächen hilft, komplexe Prozesse und Systeme für den Menschen beherrschbar zu machen. Gutes Design heißt in diesem Kontext: Es sollte intuitiv verständlich sein, Informationen klar priorisieren und schnell eindeutige Hilfestellungen für die richtige Aktion geben. Dazu kann ein einheitliches Design aller Bedienoberflächen einen wichtigen Beitrag leisten: Wenn Symbole und Tasten immer gleich aussehen und an den gleichen Stellen sitzen, findet sich der Benutzer schneller auch auf einem anderen Panel oder an einer anderen Maschine zurecht. In modernen HMI-Systemen wie den Simatic-Systemen unterstützen Vorlagen, Bibliotheken und intelligente Editoren das Engineering von 02 Wichtige Merkmale für eine gute Usability: Ein aufgeräumter Bildschirm und ein schneller Zugriff auf Informationen INDUSTRIELLE AUTOMATION 1/2016 33